(Artikel aus Ruhrnachrichten 18.10-2017 / Autor Thomas Aschwer)

OLFEN Vor fünf Jahren hat der Mediziner Winfried Maatz angefangen, mit Nachbarn und Freunden Bier zu brauen. Am Samstag, 21. Oktober, geht er den nächsten Schritt. Er eröffnet in Olfen eine Brauwerkstatt. Wir zeigen in einem Video, was das genau sein soll und wie Sie selbst zum Bierbrauer werden können.

Zwei Jahre hat der Mediziner Winfried Maatz (64) überlegt, hat abgewogen und die Brauwerkstatt in Olfen bis in letzte Details durchdacht. Was jetzt noch fehlt, ist die behördliche Abnahme, dann kann es losgehen. Maatz, der als Facharzt für Chirurgie in einer Dortmunder Klinik arbeitet, ist optimistisch: „Am Samstag stelle ich mein Schild raus, um langsam zu starten.“

Die Gäste dürften überrascht sein, wie sich das Ladenlokal an der Neustraße 15 verändert hat. Der erste Blick fällt auf die weiße Theke. Der zweite auf den langen Tisch mit massiver Holzplatte und Stahlgestell – eine ganz bewusste Entscheidung. „Alle an einen Tisch“, lautet das Motto von Winfried Maatz, der seit seiner Jugend nur „Winni“ genannt wird. Gute Gespräche in entspannter Atmosphäre soll die lange Tafel ermöglichen. So der theoretische Ansatz. Die Praxis findet im hinteren Teil des Raumes statt. Alles ist vorbereitet für das Brauen von ganz individuellen Bieren.

„Es ist kein Buch mit sieben Siegeln“, sagt Maatz. Aber natürlich gebe es einige Dinge genau zu beachten. Das fange wie beim Kochen mit der Auswahl der Zutaten an. Der von ihm gekaufte Hopfen aus Neuseeland werde in großen Brauereien nicht verwendet. „Zu geringes Angebot und zu teuer“, sagt Winni Maatz. Groß sei auch die Auswahl bei den Malzen, die zudem unterschiedlich aufbereitet werden können. Beim Brauen sei deshalb die Temperatur ganz wichtig.

Insgesamt fünf bis sechs Stunden dauert es, bis das Bier fertig ist. In dieser Zeit gebe es immer wieder etwas zu tun – „ohne dass es in Stress ausartet.“ Danach heißt es einmal Geduld zu bewahren. Bei 2 oder 3 Grad wird das Bier sechs Wochen gelagert. „Das macht keine Brauerei mehr.“

Maatz kann sich vorstellen, Gastro-Betriebe zu beliefern

Doch die Geduld zahle sich aus. Steht bei den geplanten Brauseminaren der Spaß, das Abschalten vom Alltagsstress im Mittelpunkt, ist Maatz einen Schritt weiter. „Ich will aus dem Hobbydenken raus in den professionellen Bereich.“ Er kann sich vorstellen, ausgewählte gastronomische Betriebe zu beliefern. Die bisherige Ein-Mann-Gesellschaft soll deshalb erweitert werden. „Mein Bruder und mein Neffe wollen Anteile erwerben.“

Professionell sind schon jetzt die Rahmenbedingungen: Von einem Olfener Profi hat sich Winfried Maatz ein Logo sowie ein Flaschenetikett entwickeln lassen. Mit der Eröffnung soll auch eine Homepage freigeschaltet werden. „Dann können sich Interessenten online für Brauereiworkshops anmelden.“ Dabei sollen sie den gleichen Spaß haben, wie ihn Maatz sei Jahren hat.

„Runter kommen, nicht daran denken, was draußen ist“, nennt er seine damalige Motivation, mit dem Brauen zu beginnen. Ein Weg, den aktuell übrigens viele Menschen in Deutschland gehen. Nur wenige gehen allerdings wie Winni Maatz den nächsten Schritt. „Es gibt Hobbys, die werden zum Beruf“. Dass die Brauerei in seinem Fall jetzt einige Investitionen nach sich gezogen haben, will er nicht bestreiten und nicht beziffern. Winni Maatz ist begeisterter Brauer – und will sein Wissen gerne teilen.

Vier Grundstoffe machen das Bier aus – und sonst nichts

Malz, Hopfen, Wasser und Hefe – nur diese vier Grundstoffe kommen in die Biere von Winni Maatz. Damit hält er sich ganz eng an das deutsche Reinheitsgebot von 1516.
Bei industriell hergestellten Bieren sieht es nach Aussage von Winni Maatz anders aus. Dies sei eine Folge des seit 1993 geltenden Vorläufigen Biergesetzes.. Dabei seien verschiedene Hilfsstoffe erlaubt.
Konkret nennt Maatz das Wortungetüm Polyvinylpolypyrrolidon – kurz PVPP. Diese kleinen Kunststoffpartikel werden verwendet, um Trübstoffe aus dem Bier zu filtern. Der Einsatz solcher Mittel ist laut Gesetz zulässig, wenn sie bis auf „technisch unvermeidbare Anteile“ vor der Abfüllung wieder entfernt werden.
Geöffnet hat die Brauwerkstatt ab Samstag, 21. Oktober. Die Öffnungszeiten sind zunächst: Mittwochs und donnerstags von 17 bis 19 Uhr, freitags von 16 bis 19 Uhr und samstags von 10 bis 16 Uhr sowie nach Absprache. „Wir sind aber keine klassische Gastronomie“, sagt Maatz.